Wie genial – mein Abgang :D

In einem Universum, das sich mit der Geschwindigkeit eines Espresso-überdosierten Kreisels dreht, habe ich beschlossen, das Steuer meines beruflichen Schiffes in unbekannte Gewässer zu lenken. Warum fragt ihr euch mit angehaltenem Atem?

Nach einem epischen Durchqueren eines Ozeans voller Gerichtsverfahren, die mehr Wendungen hatten als eine Staffel „Game of Thrones“, kam die Erkenntnis wie ein Blitz: Es ist Zeit, die Deko zu wechseln. Seit meinem denkwürdigen Jahreswechsel 2023 habe ich Adieu gesagt zur Erstellung von Gutachten für die deutsche Justiz – außer natürlich, der Fall kitzelt mein inneres Detektivherz so sehr, dass selbst Sherlock Holmes neidisch aus dem Jenseits späht.

Warum dieser theatralische Abgang, fragt ihr euch sicherlich? Stellt euch vor, ihr seid der Star in einem skurrilen Marionettentheater, in dem echte Richter, Staatsanwälte und leicht manische Anwälte die Strippen ziehen und das Publikum das Lachen verlernt hat. Genau so kam ich mir vor. Ein Spektakel, bei dem die Dramatik so dick aufgetragen ist, dass selbst die Marionetten nach mehr Authentizität lechzen würden. Ein Schauspiel, in dem ich die Hauptrolle spielte, ohne jemals das Drehbuch gelesen zu haben.

Irgendwann Mitte 2023 habe ich auch entschieden, dass es genug ist mit der Schulung eines deutschen Geheimdienstes, so geheim, dass ich nicht mal meinem Malinois davon erzählen durfte, bevor es mir untersagt wurde. Ein Dienst so neutral wie mein Golden Retriever vor einem Teller Spaghetti. Ein Dienst, der das tut, was das Innenministerium ihm vorsingt. Aber genug der politischen Kabarett-Einlage – wir wollen doch nicht, dass es zu trübsinnig wird.

Meine Odyssee über zwei Jahrzehnte war gespickt mit Momenten, die Hollywood vor Neid erblassen lassen würden. Ich habe Autokennzeichen aus dem Äther gezogen, war der Genius gegründeter Ermittlungsgruppen bei der Aufklärung von Verbrechen, ein Schlüsselspieler in der Ibiza-Affäre und habe mehr Cold Cases geknackt als das FBI. Und dann gab es da noch jene Fälle, in denen ich persönlich dafür gesorgt habe, dass nicht der falsche „Glückspilz“ hinter Gittern landete, weil der Staatsanwalt ihn mit jemandem verwechselt hatte, der aussah wie sein eigenes Spiegelbild nach einer durchzechten Nacht.

Aber all der Ruhm konnte die bitteren Momente nicht versüßen. Nach zwei glamourösen Auftritten in der Notaufnahme, mit einer relativ angenehmen Dosis Fentanyl im Blut, Schmerzen, die jeder Beschreibung spotten, und einem Nierenversagen zum Jahresende 2023 wurde mir eines klar: Das Leben ist zu kostbar, um es in undankbaren Gerichtssälen zu vergeuden, in denen die Protagonisten nicht mal wissen, dass es seit Jahrzehnten keine Schuhputzer mehr gibt.

Was steht also auf dem Programm? „Intelligent piXel“ wird bald in den Annalen der Geschichte verschwinden, denn wir haben nichts mehr am Hut mit Pixeln. Ich tüftle an einer Webseite, die tausende forensisch anthropologischer Werke überflüssig macht, und an einer Software für forensische Gesichtsrekonstruktion, die so bahnbrechend sein wird, dass sie Science-Fiction-Autoren vor Neid erblassen lässt. Meine Mission: In meiner beruflichen Laufbahn als Forensik-Experte habe ich mich der Entschlüsselung der Vergangenheit und der Enthüllung ihrer Geheimnisse verschrieben. Die C14-Datierung, ein Schlüsselwerkzeug in meinem Arsenal, ermöglicht mir, das Alter archäologischer Funde mit beeindruckender Präzision zu bestimmen. Doch meine Leidenschaft geht weit über die bloße Datierung hinaus. Die Pflege, Reparatur und Erhaltung menschlicher Schädel sind nicht nur Berufung, sondern auch Kunst für mich, eine, die die Würde der Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet.

Meine Fähigkeiten in der Identifizierung von Personen auf Fotos und Videos sowie das Lösen von Rätseln, die nahezu so alt sind wie die majestätischen Pyramiden Ägyptens, zeichnen mich aus. In der Bestimmung des Geschlechts und Alters von Schädeln gehöre ich zu den Besten, eine Expertise, die ich stolz in mein berufliches Portfolio einbringe. Doch meine Mission erstreckt sich noch weiter. Aus einem menschlichen Schädel kann ich seine ganze Lebensgeschichte entziffern – Geschlecht, Alter, Herkunft und sogar, was er gegessen hat. Anhand der Zähne, die uns ein wahnsinniges Ermittlungspotential bieten, kann ich Unmengen an Informationen herausfinden. Wie ein Detektiv, der durch die Jahrtausende reist, nutze ich jeden Hinweis, um das Mysterium eines Lebens zu lüften, das einst war.

Ich biete auch eine spezialisierte Dienstleistung an, die in der forensischen Welt von unschätzbarem Wert ist: Die Rekonstruktion von Gesichtern auf teilskelettierten Leichnamen. Diese Fähigkeit ermöglicht es mir, bei der Identifizierung von Personen entscheidend beizutragen und den Namenlosen ihre Identität zurückzugeben. Dies ist nicht nur ein technisches Unterfangen, sondern auch eine tiefgreifende Verpflichtung gegenüber denjenigen, die ihre Geschichten nicht mehr selbst erzählen können.

Meine Mission ist es, durch die Verbindung von Wissenschaft und Mitgefühl, Licht in die Dunkelheit ungeklärter Fälle zu bringen und den Stimmenlosen Gerechtigkeit zu verschaffen. Dabei stütze ich mich auf mein fundiertes Wissen, meine jahrelange Erfahrung und eine unerschütterliche Leidenschaft für die Forensik. In dieser Reise, die wissenschaftliche Präzision mit humanitärem Engagement vereint, sehe ich meinen Beitrag zur Welt – einen Beitrag, der es ermöglicht, Vergangenes zu ehren und den Weg für Gerechtigkeit zu ebnen.

Zu meiner Erreichbarkeit: Ich bin nicht mehr wichtig und um das Ganze zu vereinfachen, setze ich ab sofort auf E-Mail und sichere Kommunikationswege wie Telegram, die wirklich keiner knacken kann. Denn wer benötigt schon Telefonate, wenn man in der digitalen Ära mit der Geschwindigkeit des Lichts kommunizieren kann? Meine Telefonnummer ist mittlerweile ein Bestandteil eines exklusiven Clubs für Menschen mit Hirn und logischem Verstand. Ich habe wirklich genug von „Könnten Sie mal eben“ und „Am besten kostenlos“ – mal ganz abgesehen davon, dass es mir gesundheitlich momentan nicht zum Besten geht.

Ich bin grundsätzlich noch für jeden Spaß zu haben, aber mein Preis steht fest und ist im Voraus auf das Konto der GmbH zu überweisen.

Trotz all dieser Veränderungen bleibt eines gleich: Mein unersättlicher Wissensdurst und das Bestreben, dieses Wissen zu teilen – sei es durch Blogposts oder die Schulung von nun ausländischen Ermittlern, Nachrichtendiensten oder einfach jene Menschen, die mein Genie zu würdigen wissen und mich respektvoll behandeln.

Zum krönenden Abschluss – und weil Dramatik mir ebenso im Blut liegt wie die Ironie – ein letztes Wort zu meiner Gesundheit, die inzwischen auf meiner Prioritätenliste höher rangiert als jede Audienz bei Justitia. Wer hätte das gedacht? Mein Körper hat beschlossen, dass es Zeit ist, die Bühne zu verlassen, bevor der Vorhang fällt. Ein Zeichen, das so unübersehbar ist wie die Ironie des Schicksals, die mich aus den Fängen der Justiz befreit, einer Dame, die meine Genialität ohnehin nie in voller Blüte zu würdigen wusste. Es ist an der Zeit, das Rampenlicht zu dimmen und mich auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt: meine Gesundheit, mein Leben und meine Familie. Denn seien wir ehrlich, ein genialer Geist benötigt einen ebenso widerstandsfähigen Körper. Also, Justitia, es war mir ein Vergnügen, aber meine Gesundheit und ich haben nun wichtigere Schlachten zu schlagen. Auf Wiedersehen, Gerichtssäle – hallo, Leben, Spaß und Erholung! Wer hätte gedacht, dass ich, der einst im Dienste der Gerechtigkeit kämpfte, indessen meine größte Herausforderung darin finde, mich selbst zu retten? Dramatisch, frech, und mit einem Augenzwinkern verabschiede ich mich – zumindest vorerst.

— George A. Rauscher am 20. Februar 2024

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