„DNA und Forensische Anthropologie: Ein Symbiotisches Duo in der Kriminalistik“
Die Ermittlung von Straftätern mittels DNA-Analyse hat sich mittlerweile als unentbehrliches Verfahren in der modernen Kriminalistik etabliert. Ein aufsehenerregender Fall aus den frühen 2000er Jahren exemplifiziert die Bedeutung dieses Verfahrens eindrucksvoll: Ein Serienkiller konnte in Süd-Louisiana nur durch die Analyse seiner DNA gefasst werden. Bis zu diesem Zeitpunkt konzentrierte sich die Fahndung des FBI auf einen weißen Mann, der einen weißen Pickup fahren sollte—zumindest laut den Augenzeugenberichten. Doch die DNA-Analyse brachte eine bahnbrechende Wende: Sie ermöglichte nicht nur die Identifizierung genetischer Übereinstimmungen oder familiärer Verbindungen, sondern auch die Bestimmung der ethnischen Herkunft des Täters. Diese Erkenntnis führte dazu, dass als Täter ein Afroamerikaner oder Afro-Karibe in Frage kam, womit alle bisherigen Spuren obsolet wurden. Es wurde klar, warum die vorherigen DNA-Analysen des vermuteten Phänotyps keinen Erfolg gebracht hatten und der Täter weiterhin morden konnte.
Kurze Zeit nach dieser Neubewertung des Täterprofils konnte ein 34-jähriger Afroamerikaner verhaftet werden, der bereits einschlägig vorbestraft war. Diese methodische Präzision hat sich seither vielfach bewährt, auch wenn die DNA-Analyse nicht ohne Einschränkungen ist. Insbesondere ist diese Methode nur dann anwendbar, wenn DNA-Material vorliegt. Fehlt dieses, kann die forensische Anthropologie eine Schlüsselrolle übernehmen.
Forensisch-anthropologische Analysen werden besonders nützlich, wenn bewegte oder unbewegte Bildaufnahmen zur Verfügung stehen. Dies können Bilder sein, die bei der Begehung von Ordnungswidrigkeiten entstanden, etwa durch Abstandsmessungen, Geschwindigkeitsüberschreitungen oder Rotlichtverstöße. Auch Videomaterial aus Überwachungskameras bei Bank- und Tankstellenüberfällen, Raubüberfällen in Juwelierläden, Supermärkten oder Spielhallen sowie U-Bahn-Schlägereien kann aufschlussreich sein. In Betracht kommen ebenfalls Aufnahmen sogenannter Dashcams, die in Fahrzeugen installiert sind und Verkehrsvergehen, Unfälle oder Ähnliches dokumentieren.
Diese Videos liefern Standbilder, die forensisch analysiert werden können. Ähnlich wie die DNA-Analyse die ethnische Herkunft eingrenzen kann, ermöglichen bestimmte phänotypische Merkmale Rückschlüsse auf die Herkunft des Täters. Die Häufung bestimmter Merkmale kann die Wahrscheinlichkeit der Herkunftsbestimmung erhöhen. Je mehr dieser Merkmale identifizierbar sind, desto präziser wird die Herkunftswahrscheinlichkeit.
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass DNA-Analyse und forensische Anthropologie in Konkurrenz stehen. Vielmehr ergänzen sich die beiden Methoden und decken unterschiedliche Bereiche der Identifizierung ab. In den seltenen Fällen, in denen sowohl DNA-Spuren als auch Bildmaterial vorhanden sind, können beide Techniken zusammen eine symbiotische Wirkung entfalten und die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Täterermittlung signifikant erhöhen. Forensische Anthropologie kann beispielsweise dabei helfen, einen Anfangsverdacht zu erhärten und ein erstes Raster zu erstellen, was dann zur Begründung einer Rasterfahndung und zum Sammeln von DNA-Vergleichsmaterial führt.
Beide Methoden, DNA-Analyse und forensische Anthropologie, sind somit keine Konkurrenten, sondern komplementäre Werkzeuge in der Kriminalistik. Zusammen bilden sie ein schlagkräftiges Duo, das die Effizienz der Verbrechensaufklärung erheblich steigern kann. In der Tat, wenn es um die Fahndung nach Straftätern geht, steht fest: Gemeinsam sind sie unschlagbar.
Quellen für diesen Beitrag: Jones, M. W. (2003). DNA Profiling and Criminal Justice. Journal of Forensic Sciences, 48(3), 563-570.